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Bildungsgipfel in Hamburg

Katharina Fries

Statements, Workshops, Ideen und Vernetzung im Hamburger Rathaus am 22. Juni 2024

 

Veranstaltung Bildungsgipfel Hamburg Rathaus
© Katharina Fries

Abstract:

"Für eine gerechte und gesunde Schule" hieß es am Samstag, den 22. Juni, von 10:00 Uhr bis 15:30 Uhr auf dem Bildungsgipfel im Hamburger Rathaus. Menschen aus Bildung, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft diskutieren hier über die Bildungspolitik in Hamburg.


 


Herausforderungen an Hamburgs Schulen


In Inputs und Workshops wurden auf dem Bildungsgipfel im Hamburger Rathaus Herausforderungen der Schulen behandelt, etwa eine überbordende Bürokratie, fehlender behördlicher Rückhalt für innovative Unterrichtskonzepte, verschärfter Leistungsdruck für Schüler:innen und fehlende Kooperation in den Stadtteilen. Akteur:innen von Stadtteilschulen, Gymnasien, Grundschulen, Sonderschulen, Beruflichen Schulen und aus der Fachschaft Lehramt allgemeinbildende Schulen stimmten darin überein, dass die Bildungspolitik vor diesen und weiteren Herausforderungen stehe.


Besonders nachteilig sei, dass keine gemeinsame Entwicklung des Bildungsangebots in Hamburg stattfinde, betonte einführend Sabine Boeddinghaus, Vorsitzende DIE LINKE-Bürgerschaftsfraktion und Fachsprecherin für Bildung und Schule, Familie und Jugend. Vor allem an der Kontroverse um die Bildungspläne 2022 und 2023 sei das deutlich geworden.


Am 19.Dezember 2022 präsentierte Schulsenator Ties Rabe (SPD) die überarbeiteten Bildungsplanentwürfe, die zuvor von verschiedenen Verbänden heftig kritisiert worden waren. Es handelte sich um die erste Neufassung der Bildungspläne seit zwölf Jahren, die vor allem auf die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik, sowie je nach Schulform einzelne weitere Fächer, Auswirkungen hat. Auch die Ende 2022 überarbeiteten Pläne, die von den Schulen in ihre Curricula übertragen werden sollten, erhielten geteiltes Echo.[1]



Mehr Teilhabe und Mitgestaltung für gerechte Bildungspolitik


Auf dem Bildungsgipfel knüpften Schulleitungen verschiedener Schulformen und die Fachschaft Lehramt allgemeinbildende Schulen an diese Kritik an: der vorgeschriebene Lernstoff für Schüler:innen sei zu hoch, ebenso die Anzahl von Prüfungen und Klausuren. Auch die vielen Vorgaben zur Unterrichtsgestaltung durch die Schulbehörde belaste die Lehrkräfte. Zudem stünden die aktuellen Unterstützungsmöglichkeiten durch Schulbegleiter:innen und sozialpädagogisches Personal in keinem ausreichenden Verhältnis zum tatsächlichen Bedarf im Schulalltag.


Stimmen aus dem Publikum von Elternkammer, Lehrerkammer, Schüler:innenkammer, Engagierten der bundesweiten Bildungsbewegung „Bildungswende jetzt!“ und vielen interessierten Bürger:innen hielten fest, es brauche mehr Möglichkeit zur Teilhabe. Eine gute und gesunde Schule und Bildungspolitik könne nur durch die Beteiligung aller und umgesetzt werden. Diese basisdemokratische Form der Mitgestaltung wurde vorab direkt vor Ort erprobt.


In sechs Workshops diskutierten Teilnehmer:innen zentrale Themen der aktuellen Bildungslandschaft, darunter Prüfungsdruck, Abschaffung von Noten, alternative Bildungspläne und die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen, etwa durch die Gestaltung von Lernräumen und die Einbeziehung außerschulischer Lernorte. Auch tauschten sich die Gruppen über eine Reform der Lehrkräfteausbildung mit dem Fokus auf Praxisorientierung und sonderpädagogische Kompetenzen aus, über die Vernetzung von Schulen mit lokalen Akteuren und die Umsetzung der Digitalisierung in Schulen.





Ein Bildungsrat für Hamburg


Die abschließende Diskussionsrunde thematisierte die Einführung eines Bildungsrates in Hamburg. Verbände, Gruppen, Initiativen und Akteur:innen vor Ort meldeten Interesse, Teil eines Bildungsrates zu werden und so Bildungspolitik auf regionaler oder gar nationaler Ebene mitgestalten zu können. Über die Zusammenstellung und die inhaltliche Ausrichtung, die Aufgaben und die Rollen eines Bildungsrates, sowie seine Organisationsform wurde heftig diskutiert. In künftigen Treffen sollen die rund 70 Teilnehmenden die Idee für einen Bildungsrat in Hamburg weiterentwickeln.


Veranstaltet wurde der Bildungsgipfel von verschiedenen bildungspolitischen Institutionen. Zu dem Kreis zählen neben der Fraktion DIE LINKE und deren Landesarbeitsgemeinschaft Bildung der Partei auch die Gemeinschaft der Elternräte der Stadtteilschulen (GEST), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Grundschulverband, die Vereinigung der Schulleiter:innen der Hamburger Stadtteilschulen in der GGG, die Fachschaft Lehramt und das Bündnis für schulische Inklusion. Der Bildungsgipfel war überparteilich.



 


Quellen:

[1] Deutschen Presse-Agentur (dpa): Hamburger Bildungspläne nach Kritik erheblich überarbeitet. In: Süddeutsche Zeitung vom 19. Dezember 2022 [Online: https://www.sueddeutsche.de/bildung/bildung-hamburger-bildungsplaene-nach-kritik-erheblich-ueberarbeitet-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-221218-99-946763].



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